Es gibt immer noch ca. 40 bis 50 Zirkusse mit Wildtieren in Deutschland. Unter den Tieren befinden sich Elefanten, Großkatzen oder Giraffen. Ein fahrender Zirkus kann auf die anspruchsvollen Bedürfnisse von Wildtieren keine Rücksicht nehmen. Für die Tierhaltung in deutschen Zirkussen existieren nur unverbindliche Leitlinien, die weit unterhalb der Mindestanforderungen an Zoos liegen.
30.11.2020: Der vorliegende Entwurf greift zu kurz
Am 19.11. hat Ministerin Klöckner ihren Entwurf der „Tierschutz-Zirkusverordnung“ (TierSchZirkV) vorgelegt, mit dem sie das Zurschaustellen bestimmter Wildtierarten in reisenden Zirkussen verbieten will. Das gilt allerdings nur für Giraffen, Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Primaten und Großbären.
Viele andere Tierarten wie Löwen und Tiger sollen weiter unter den Haltungsbedingungen und der fragwürdigen Dressur im Zirkus leiden. Zudem gibt es keine Abgabefrist für vorhandene Tiere. Der Entwurf greift daher aus Tierschutzsicht viel zu kurz.
VIER PFOTEN fordert die Erweiterung der Verordnung um:
- Ein vollumfängliches Wildtierverbot im Zirkus
- Angemessene Abgabefristen für bereits vorhandene Tiere
Alle Wildtiere leiden im Zirkus
Zu wenig Platz
Wildtiere wie Elefanten oder Löwen im Zirkus haben die gleichen Bedürfnisse wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Sie haben aber keinen Platz zum Jagen, Klettern, Graben oder ausgiebigen Baden. Sie müssen in viel zu kleinen Käfigen oder winzigen Gehegen leben.
Mangelnde Versorgung
Zirkussen fehlt es oft an Geld und Fachwissen für die Betreuung von Wildtieren. Viele Zirkustiere befinden sich daher in schlechter gesundheitlicher Verfassung, werden falsch ernährt und bei Krankheiten unzureichend betreut. Die unnatürlichen Kunststücke können durch die Überbelastung einzelner Körperteile zu Schädigungen oder Verletzungen führen.
Ständig auf Reisen
Bis zu 40 Mal pro Saison wechseln Zirkusse ihren Standort. Durch den damit verbundenen ständigen Auf- und Abbau der Gehege verbringen die Tiere viel zu viel Zeit in engen Transportwagen oder in Boxen. Das Be- und Entladen bedeutet zusätzlichen Stress für die Tiere.
Warum ein Verbot von allen Wildtieren im Zirkus längst überfällig ist
Ausgewiesene Experten für bestimmte Tierarten und der Europäische Tierärzteverband unterstützen ein Wildtierverbot für Zirkusse. Auch führende Zooverbände bewerten die Haltung von Wildtieren in Zirkussen kritisch. Zahlreiche gefährliche Vorfälle mit Zirkus-Wildtieren belegen, dass ihre Mitführung auch ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Ein Verbot bestimmter Wildtierarten hat der Bundesrat zuletzt im März 2016 zum dritten Mal gefordert. Inzwischen haben bereits 22 EU-Staaten die Haltung von Wildtieren in fahrenden Zirkussen untersagt oder zumindest eingeschränkt. Auch weltweit gibt es immer mehr Länder mit Wildtier-Verboten in Zirkussen. Deutschland ist hier zu einem tierschutzpolitischen Negativbeispiel geworden.
Die Konferenz der Agrarministerinnen und -minister hat 2019 erneut zum Handeln aufgefordert und Bundesministerin Klöckner hat versprochen, sich des Problems anzunehmen. Bisher gibt es nur den völlig unzureichenden Entwurf der „Tierschutz-Zirkusverordnung“ (TierSchZirkV).
VIER PFOTEN fordert Julia Klöckner auf, endlich ein Verbot von allen Wildtieren im Zirkus zu erlassen!
VIER PFOTEN fordert konkret:
- ein Verbot der Haltung von allen Wildtieren in Zirkussen mit angemessener Übergangsfrist.
- die unmittelbare Beschlagnahmung und adäquate Unterbringung von Zirkustieren aus besonders schlechter Haltung sowie ein sofortiges Nachzucht- und Nachstellungsverbot.
- die Einführung einer Positivliste für domestizierte Tierarten, die in Zirkusbetrieben gehalten werden dürfen.
Strenge Vorgaben müssen ihre artgemäße Haltung sicherstellen. Zirkusse, die diese Anforderungen nicht einhalten können, sollen völlig auf Tiere verzichten.
Die Wildtiere brauchen Ihre Stimme! Fordern Sie gemeinsam mit uns Bundesministerin Julia Klöckner zum Handeln auf!