Das Leiden der Schweine in Österreich

Mit der Novelle des Tierschutzpakets im Jahr 2022 wurde das Auslaufen der klassischen Vollspaltenböden per 2040 beschlossen. 

Diese Frist wurde vom österreichischen Verfassungsgerichtshof im Jänner 2024 aufgehoben: Nach Meinung des Höchstgerichts ist der Übergangszeitraum von 17 Jahren zu lang. Dies war ein Meilenstein für den Tierschutz in Österreich. Allerdings wurde leider die Gelegenheit nicht genutzt, Rahmenbedingungen für einen neuen gesetzlichen Mindeststandard für Schweinehaltungen zu schaffen.  

Bis zum 31. Mai musste die neue Regierung, gemäß der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, eine neue, kürzere Übergangsfrist für den Ausstieg aus den Vollspaltenböden beschließen. 

Mogelpackung „Vollspalten-Verbot“ 

Mit dem Gesetzesbeschluss vom Mai 2025 droht eine Katastrophe: Denn damit ist davon auszugehen, dass ab 2034 automatisch jene Regelung in Kraft tritt, die derzeit bereits für Neu- und Umbauten gilt.  

Es wird von strukturierten Buchten gesprochen und uns als „Ende der Vollspaltenböden” verkauft, ist aber dieselbe Tierquälerei wie bisher. Was das bedeutet? Es reicht für den „Vollspaltenboden 2.0”, wenn in einem Drittel der Stallfläche etwas weniger Spalten sind. Die restlichen zwei Drittel dürfen unverändert bleiben. Zudem wird den Tieren minimal mehr Platz gewährt - 0,8 m² statt 0,7 m² pro Schwein. Das entspricht in etwa einem A3-Blatt mehr Platz für ein 110 kg  Schwein. Der reinste Hohn für die Tiere!

Die Konsequenzen für die Tiere sind dieselben: Sie leben weiterhin über ihren eigenen Fäkalien und atmen Ammoniakdämpfe ein, der Boden ist genauso blanker Beton, und immer noch fehlt eine tiefe Stroheinstreu. Für die Schweine ändert sich faktisch also gar nichts!   

Nun muss also verhindert werden, dass das „Pseudoverbot“ als neuer Mindeststandard nach der der verkürzten Übergangsfrist ab 2034 definiert wird. Damit die Schweine in Zukunft nicht auf „Vollspaltenböden 2.0” ihr Dasein fristen müssen. 

Das sind die VIER PFOTEN Forderungen an die Politik: 

  • Ein echtes Verbot aller Vollspaltenböden: Die rasche Erarbeitung eines neuen gesetzlichen Mindeststandards, mit klarem Fokus auf Verbesserung des Tierwohls und mit verpflichtender tiefer Stroheinstreu. Das bedeutet: Kein Pseudoverbot mit einer Liegefläche, die lediglich einen weniger perforierten Spaltenanteil aufweist!  
  • Mindestens 1,5 m² Platz pro Tier im Stall, um unterschiedliche Funktionsbereiche (Ruhe-, Aktivitäts-, Fress- und Kotbereich) zu ermöglichen.  
  • Verpflichtender Außenklimabereich im Ausmaß von mindestens 1 m² pro Tier oder Zugang zu einem Grünauslauf.  
  • Zeitnahe Umbaumaßnahmen sowie finanzielle Unterstützung und Abnahmegarantien für die heimischen Landwirt:innen, die in echtes Tierwohl investieren wollen. 
  • Verbot von betäubungsloser Ferkelkastration 
  • Verbot des Schwanzkupierens 
  • Verbot des Zähne-Abschleifens bei Ferkeln 
  • Frühzeitiger Ausstieg aus dem System Kastenstand in der Schweinezucht 
  • Verbot der Zuchtsauenhaltung auf Vollspaltenböden 
  • Verpflichtende freie Abferkelsysteme mit natürlichen Nestbaumaterialien 
  • Verbot der CO2-Betäubung bei der Schlachtung 
  • Ausreichend organisches Beschäftigungsmaterial 

Die Probleme in der Schweinehaltung:

    • Egal ob klassischer Vollspaltenboden bzw. “unstrukturierter“ Vollspaltenboden oder Pseudoverbot bzw. “strukturierter” Vollspaltenboden - für beide gilt: Durch die Beschaffenheit der harten Böden leiden sie unter Gelenksentzündungen, Lungenkrankheiten, ausgelöst durch die Ammoniakdämpfe, sowie Verhaltensstörungen, wie Schwanz- und Ohrenbeißen.
    • Nur ein Bruchteil der nicht-kastrierten, männlichen Ferkel entwickeln den so genannten "Ebergeruch" - einen unangenehmen Geruch, der bei der Erhitzung von Schweinefleisch auftritt. Um diesem minimalen Risiko vorzubeugen, werden so gut wie alle männlichen Ferkel ohne Betäubung und unter enormen Schmerzen kastriert. Neu ist mit der Novelle der 1.Tierhaltungsverordnung, dass eine Inhalationsnarkose – lediglich auf freiwilliger Basis - erlaubt wäre.
    • Obwohl gesetzlich nur ausnahmsweise erlaubt, werden bei den Tieren die Schwänze routinemäßig abgeschnitten, um die Verhaltensstörung des Schwanzbeißens zu verhindern, die durch die viel zu engen und reizarmen Haltungssysteme auftritt.
    • Das Abschleifen der Zähne der Ferkel soll Verletzungen an den Gesichtern der Geschwister und den Zitzen der Sau verhindern, vor allem wenn es zu größeren Würfen kommt. Aufgrund der sehr kleinen Zähne der Ferkel kommt es bei einem Großteil der Tiere zu schwerwiegenden Defekten im Zahnaufbau unter denen ein Mastschwein lebenslang leidet, z.B. beim Trinken von kaltem Wasser.
    • Die Haltung der Zuchtsauen im Kastenstand kommt der Käfighaltung in ihrer schlimmsten Form gleich, da die Tiere zu völliger Bewegungslosigkeit gezwungen sind. Die Tiere können sich nicht umdrehen, liegen über ihrem eigenen Kot und können sich nicht um ihre Ferkel kümmern. Sie leiden häufig unter Verhaltensstörungen, wie Stangenbeißen, aber auch an Gesäuge- und Gebärmutterentzündungen.
    • Bei der Schlachtung von Schweinen wird hauptsächlich CO2 für die Betäubung eingesetzt. Vor dem Einsetzen der Bewusstlosigkeit führt diese durch die Reizung der Schleimhäute zu Schmerzen, zu Atemnot und Erstickungsangst.
    • Schweine in der Intensivtierhaltung haben keinen Zugang zu einem Außenbereich mit Frischluft und Tageslicht, geschweige denn einer Grünfläche.
    • Einem Mastschwein mit 110 kg stehen lediglich 0,7 m2 zur Verfügung. Mit der Novellierung der 1. Tierhaltungsverordnung wurde den Tieren minimal mehr Platz angeboten werden – bei einem Schwein bis 110 kg lediglich 0,8 m2/Tier.
    • Schweine sind intelligente und verspielte Tiere und brauchen ausreichend organisches Beschäftigungsmaterial, um ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben zu können und um Verhaltensstörungen vorzubeugen. Dabei sind Holz und Hanfseile alleine nicht als geeignetes Beschäftigungsmaterial zu bewerten. Diese können nur zusätzlich zu adäquatem Beschäftigungsmaterial, wie Stroh und Heu, angeboten werden.

Unterschreiben Sie jetzt und helfen Sie, das Leiden der Schweine in Österreich zu beenden!

  • AT Anna S 31.05.2025 12:00
  • AT Nadine H 31.05.2025 08:41
  • SI Andrea S 31.05.2025 08:04
  • CH Eva Maria G 30.05.2025 17:43
  • AT Georg F 30.05.2025 16:47
  • AT Gudrun B 30.05.2025 16:19